{"id":623,"date":"2020-02-24T13:19:43","date_gmt":"2020-02-24T13:19:43","guid":{"rendered":"https:\/\/reuniwatt.com\/de\/?p=623"},"modified":"2025-03-28T06:38:56","modified_gmt":"2025-03-28T06:38:56","slug":"erneuerbare-energien-in-frankreich-liegt-la-reunion-an-der-spitze","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/reuniwatt.com\/de\/branchennews\/erneuerbare-energien-in-frankreich-liegt-la-reunion-an-der-spitze\/","title":{"rendered":"Erneuerbare Energien in Frankreich: La R\u00e9union an der Spitze"},"content":{"rendered":"
Am 17. August 2015 verabschiedete die franz\u00f6sische Regierung das Gesetz zur \u201eEnergiewende f\u00fcr gr\u00fcnes Wachstum\u201c. Fast f\u00fcnf Jahre sp\u00e4ter kann die Insel R\u00e9union stolz darauf sein, in Bezug auf den Einsatz von erneuerbaren Energien einen Spitzenplatz innerhalb Frankreichs zu belegen.<\/p>\n
Als Frankreich seinen Plan f\u00fcr die Energiewende festlegte, setzte es sich zum Ziel, den Verbrauch fossiler Brennstoffe bis 2030 um 30% zu senken, bis 2025 nur noch 50% der erzeugten Gesamtmenge aus der Kernenergie zu ziehen stattdessen den Anteil erneuerbarer Energien auf 40% zu steigern.
\nAls konkrete Ma\u00dfnahme wurden mit dem Gesetz eine Abnahmeverpflichtung zum Zweck der Finanzierung von Projekten zur Stromproduktion aus erneuerbaren Energien durch Einzelpersonen und Unternehmen eingef\u00fchrt.
\nEnde 2015 erreichte die installierte Photovoltaikkapazit\u00e4t Frankreichs 6,5 GW erreicht, davon 6,2 GW auf dem franz\u00f6sischen Festland. Seit 2015 wurde der PV-Anlagenbau durch zahlreiche Ausschreibungen weiter gef\u00f6rdert. Das Energieministerium hat zwischen 2017 und 2020 eine Reihe von insgesamt sechs Ausschreibungen mit insgesamt 3 GW ver\u00f6ffentlicht, die entscheidend zur Erh\u00f6hung der PV-Kapazit\u00e4t in den letzten Jahren beigetragen haben:<\/p>\n
Zu Beginn des neuen Jahrzehnts hat sich die installierte Leistung seit 2015 auf rund 9.435 MWp am 31.12.2019 erh\u00f6ht, wobei 93% davon an das von Enedis, ELD und EDF-SEI betriebene Netz angeschlossen sind. Um den Bed\u00fcrfnissen der franz\u00f6sischen Inselgebiete Korsika, R\u00e9union, Martinique, Guadeloupe, Guyane, Saint-Barth\u00e9lemy, Saint-Martin und Saint-Pierre et Miquelon gerecht zu werden, vergibt die franz\u00f6sische Energieregulierungskommission (CRE) durch regelm\u00e4\u00dfige Ausschreibungen Auftr\u00e4ge f\u00fcr diese sogenannten nicht-angebundenen Zonen (ZNI) f\u00fcr Projekte im Bereich erneuerbare Energien \u00fcber 100 kW. Diese Inselzonen, insbesondere die \u00dcberseeregionen, sind seit mehreren Jahrzehnten von importierten Brennstoffen abh\u00e4ngig. Reunion Island ist das beste Beispiel f\u00fcr die \u00dcberwindung dieser Abh\u00e4ngigkeit : Seit 2002 strebt die lokale Verwaltung eine langfristige Autonomie der Stromerzeugung durch Nutzung erneuerbarer Energien (Sonne, Wind, Energie aus dem Meer, Geothermie, Wasserstoff) und verbessertes Energiemanagement an.<\/p>\n Im Jahr 2018 deckten erneuerbare Energien 36,5% der Stromerzeugung auf Reunion Island, 4% mehr als im Jahr 2017, was zeigt, dass das politische Engagement in reale Ma\u00dfnahmen umgesetzt wird. Rund 20% entfallen auf Wasserkraft – trotz des Gesamtproduktionsr\u00fcckgangs von mehr als 12% in Frankreich im letzten Jahr, wo auf Wasserkraft 11,2% der Gesamtproduktion entfielen – und 9% auf PV, Wind und Biogas. Daher \u00fcbernimmt La R\u00e9union eine F\u00fchrungsrolle bei der Energiewende in Frankreich. Die Insel erreicht dies auch teilweise durch (finanzielle) F\u00f6rderung der Nutzung erneuerbarer Energien auf individueller Ebene – beispielsweise durch solare Warmwasserbereiter – sowie durch die Planung des Ausbaus der Elektromobilit\u00e4t in naher Zukunft. Dar\u00fcber hinaus begr\u00fc\u00dft und f\u00f6rdert die Insel den Aufbau von lokalem Know-how im Bereich erneuerbarer Energien, wie es von den Experten f\u00fcr Solarstromprognosen bei Reuniwatt bereitgestellt wird: Das Unternehmen wurde erst k\u00fcrzlich von der FrenchTech 120-Initiative als eines der innovativsten jungen Unternehmen in Frankreich ausgezeichnet.<\/p>\n Der lokale PPE erkennt an, dass f\u00fcr die Entwicklung erneuerbarer Energien folgende Punkte notwendig sind und gef\u00f6rdert werden m\u00fcssen:<\/p>\n Um die Energiewende Wirklichkeit werden zu lassen, sind Investitionen notwendig: Mit rund 515 Mio. \u20ac f\u00fcr den Zeitraum 2019-2023, im Vergleich zu 269 Mio. \u20ac f\u00fcr den Zeitraum 2016-2018, hat die Insel R\u00e9union das j\u00e4hrliche Budget f\u00fcr diesen Zweck um 13% erh\u00f6ht. Au\u00dferdem sollte die Produktion aus nicht erneuerbaren Ressourcen im Zeitraum zwischen 2019 und 2023 gem\u00e4\u00df dem im PPE beschriebenen Szenario um 45% reduziert werden. Trotz Allem wird 2030 weiterhin als ehrgeiziges Ziel f\u00fcr eine 100% ige Versorgung mit erneuerbaren Energien angesehen, aber Reunion Island hat mit seiner nachhaltigen Inselpolitik den richtigen Weg eingeschlagen und \u00fcbernimmt in Frankreich eine F\u00fchrungsrolle auf dem Weg hin zu einem gr\u00fcneren Wachstum. Dennoch stellt sich mit dem wachsenden Anteil an erneuerbaren Energien die Frage, wie man die Sicherheit in der Stromversorgung trotz der h\u00f6heren Variabilit\u00e4t der erneuerbaren Energien aus Wind und Solarenergie gew\u00e4hrleisten kann. PV und Windproduction fluktuieren st\u00e4ndig und k\u00f6nnen schnelle Ver\u00e4nderungen erfahren, wie in Bild 3 f\u00fcr La R\u00e9union dargestellt. Der schnelle Anstieg bzw. Abfall in der Produktion ist f\u00fcr Inseln besonders relevant, da die entsprechende Fl\u00e4che relativ klein istu nd das lokale Klima im Vergleich zum kontinentalen Frankreich schnelle Wetter\u00e4nderungen erm\u00f6glicht. Auf der Insel variiert die Solarproduktion um bis zu 60% innerhalb einer Stunde, w\u00e4hrend auf dem europ\u00e4ischen Kontinent die Wolkendecke meist mehrere Stunden braucht, um sich gro\u00dffl\u00e4chig auszubreiten. Als Konsequenz sind Verbesserungen in der Solar- und Windstromprognose und in der Echtzeit-Vorhersage um ein kosteneffizientes und sicheres Management der Energiereserven zu gew\u00e4hrleisten. Aus diesem Grund baut La R\u00e9union die Speicherkapazit\u00e4ten weiter aus und kann damit, in Kombination mit Prognosewerkzeugen, die schnellen Abf\u00e4lle und Anstiege in der Produktion sicher managen.<\/p>\n Die Grundlage f\u00fcr weitere Ma\u00dfnahmen ist im j\u00fcngsten mehrj\u00e4hrigen Energieprogramm (PPE) vom Januar 2019 festgelegt, welches Priorit\u00e4ten f\u00fcr die zu treffenden Ma\u00dfnahmen in neuen Jahrzehnt setzt: Die Erh\u00f6hung der installierten Kapazit\u00e4t erneuerbarer Energien um mehr als 70% gegen\u00fcber 2014. Das Gesetz bietet eine Grundlage f\u00fcr die Verringerung der Abh\u00e4ngigkeit des Landes von der Kernenergie. Die beschriebenen Ma\u00dfnahmen werden alle f\u00fcnf Jahre \u00fcberpr\u00fcft und angepasst. Ein neuer Plan wird die folglich wichtigsten Ziele in Bezug auf erneuerbare Energien, Energieverbrauch und Produktion fossiler Brennstoffe ab 2023 festlegen. Aber was wurde zu Beginn des neuen Jahrzehnts bereits erreicht?<\/p>\n Die Kernenergie macht immer noch 70,6% der gesamten Stromproduktion aus, aber Wind- und Solarenergie konnten ihren Anteil kontinuierlich steigern: Im Jahr 2019 entsprach dieser 6,3% f\u00fcr die Windkraft (+ 21,2% im vergangenen Jahr) und 2,2% f\u00fcr die Solarenergie (+ 7,8%), verglichen mit 8.6% PV-Anteil auf La R\u00e9union im Jahr 2018. Im Jahr 2019 machten erneuerbare Energien insgesamt mehr als 20% der Gesamtproduktion aus.
\nBild 1: Installierte Solarkapazit\u00e4t in Frankreich 2006-2019. Bildquelle: RTE (2019): Jahresbericht \u2013 Installierte Solarkapazit\u00e4t<\/em><\/p>\n
\nDies entspricht ungef\u00e4hr 51% der Kapazit\u00e4t von 18,2 GW, die bis 2023 verf\u00fcgbar sein soll (oder 20,2 GW in einem zweiten Szenario). Im Jahr 2019 konnten nur 2 Regionen auf dem franz\u00f6sischen Festland mehr als 5% ihres Bedarfs durch Solarenergie decken – Nouvelle-Aquitaine mit 7,4% (2.455 MW) und Occitanie mit 6,7% (2.017 MW), gefolgt von Provence-Alpes-C\u00f4te d’Azur mit 4,6% (1.334 MW), welche mit jeweils mehr als 20 KW \/ km\u00b2 auch die h\u00f6chste Installationsdichte aufweisen. Gleichzeitig erreichte die sonnige Mittelmeerinsel Korsika 9,5% Bedarfsdeckung aus Solarenergie, mit einer Leistung von etwa 152 MW und einer installierten Solarkapazit\u00e4t von 17,5 kW pro km\u00b2. La R\u00e9union erreicht mit seiner relativ kleinen Fl\u00e4che eine Dichte von 75.6kW\/km\u00b2.<\/p>\n
\nBild 2: Die installierte Solarkapazit\u00e4t deckte 2019 mehr als >5% des Bedarfs in 3 Regionen (dunkelgr\u00fcn). Bildquelle: RTE (2019): Jahresbericht \u2013 Regionale Unterschiede <\/em><\/p>\nErh\u00f6hung des Anteils erneuerbarer Energien in den \u00dcberseeregionen<\/h2>\n
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\nBild 3: T\u00e4gliche Variation der Stromerzeugung aus Solarenergie auf der Insel R\u00e9union. Bildquelle: energies-reunion.com\/<\/em><\/p>\nPositive Entwicklung erwartet<\/h2>\n
\nIm Jahr 2019 haben das franz\u00f6sische Parlament und die franz\u00f6sische Regierung durch die Verabschiedung des Energie-Klima-Gesetzes im September 2019 einen weiteren Schritt getan und Ma\u00dfnahmen f\u00fcr den Umgang mit der Klimakrise festgelegt: Frankreich gibt sich gro\u00dfe M\u00fche
\nDer Inhalt des Gesetzes wurde u.a. in die Projekte der Nationalen Low-Carbon-Strategie (SNBC) und der PPE integriert. Zu den Zielen und Ma\u00dfnahmen des Gesetzes geh\u00f6ren<\/p>\n\n
\nDoch Frankreich profitiert auch anderweitig von der Entwicklung: Der durch erneuerbare Energien geschaffene Mehrwert wird in Frankreich zwischen 2019 und 2028 um 52% steigen und 21 Milliarden Euro pro Jahr erreichen. Dieses Ergebnis entspricht 10% der gesamten Wertsch\u00f6pfung, des Industriesektors im Jahr 2018. Damit geh\u00f6ren erneuerbare Energien bereits jetzt zu den Branchen, die in Frankreich den gr\u00f6\u00dften Mehrwert erzielen. Es gibt mehr als einen guten Grund f\u00fcr Frankreich, die erneuerbaren Energien zu f\u00f6rdern und in den 2020er Jahren weiterhin die Solarkapazit\u00e4t auszubauen.
\nZum Weiterlesen (auf Franz\u00f6sisch):
\n(1) EDF (2019): Jahresbericht zu den Energiesystemen auf den franz\u00f6ischen Inselregionen
\n(2) Minist\u00e8re de la Transition \u00e9cologique et solidaire (2019): Programmations pluriannuelles de l\u2019\u00e9nergie (PPE)
\n(3) RTE (2019): Jahresbericht
\n(4) Energie- und Klimagesetz (2019)
\n(5) Insel R\u00e9union: PPE (2016-2018\/2019-2023)
\n(6) Syndicat Energies Renouvables (2019): \u00c9valuation et analyse de la contribution des \u00e9nergies renouvelables \u00e0 l\u2019\u00e9conomie de la France et de ses territoires.<\/em><\/p>\n<\/div><\/div><\/div><\/div><\/div>